Sabbatical-Ideen für deine Auszeit
Ein Jahr fernab der Routine: immer dem Horizont nach
Tschüss Alltag, hallo Welt: Wer das Abenteuer Sabbatjahr wagt, hat die Chance auf unvergessliche Abenteuer. Wir haben mit zweien gesprochen, die sie genutzt haben: Christin und Torsten. Geplant, getan – die beiden berichten von ihren Sabbaticals, verraten, wie sie ihre Auszeiten umgesetzt haben und natürlich wo es hin ging. Außerdem klären wir die wichtigsten Fragen für Organisation und Co. und dann kann’s auch schon losgehen: Lass dich inspirieren und entdecke Sabbatical-Ideen von Irland bis Istanbul!
Unsere Sabbatical-Reisenden im Interview
Christin
Torsten
So entstehen Sabbatical-Ideen
Irland, Istanbul oder gleich bis Südamerika: Ziele und Möglichkeiten gibt es viele. Von Christin und Torsten möchten wir jetzt wissen, wie genau ihre Sabbatical-Ideen entstanden sind.
Christin: Nach meinem Studium habe ich fünf Monate auf Ibiza verbracht, um meinen Divemaster zu machen. Danach wusste ich: Ich will mehr davon! Ich finde es sehr spannend, andere Länder, Menschen und Kulturen kennenzulernen. Daher wollte ich so bald wie möglich ein Sabbatical machen, um zu reisen.
Torsten: Meine Frau und ich sind große Irland-Fans. Wir lieben vor allem das Ländliche, das Ruhige, das Meer und die langen Strände. Irgendwann kam dann die Frage auf: „Wie wäre es eigentlich mit einer Auszeit dort?“ Damit wollten wir nicht bis zur Rente warten. So entstand unsere Sabbatical-Idee.
Schon neugierig geworden?
Bevor Christin berichtet, hat sie uns schon einmal einen Blick in ihr Fotoalbum gewährt. Eine kleine Vorschau auf ihre Sabbaticals in Bildern:
Planer oder Spontaner?
Christin: Mein erstes Sabbatical führte mich durch Südamerika. Dafür habe ich extra Spanisch gelernt, Reisedokumentationen geschaut, Reiseblogs gelesen und notwendige Impfungen machen lassen. Meine Sabbatical-Idee war, von Kolumbien bis nach Feuerland zu reisen. Ich habe jedoch weder Unterkünfte noch Routen festgelegt, sondern nur ein One-Way-Flugticket und die ersten drei Nächte gebucht, das war‘s.
Das zweite Sabbatical sollte nach Asien gehen, wegen des Corona-Lockdowns konnte ich aber erst nichts planen. Dann sah ich zufällig eine Doku über einen jungen Mann, der mit dem Fahrrad um die Welt gereist ist. Wow, dachte ich! So entstand eine neue Sabbatical-Idee: Das wollte ich auch machen. Nicht um die ganze Welt, aber vielleicht bis nach Istanbul. Also informierte ich mich über Fahrräder, ihre Reparaturen, nötiges Reiseequipment, kaufte mir ein Reiserad und begann zu trainieren.
Torsten: Wir haben uns zuerst grundlegende Fragen gestellt: „Können wir das, was wir vorhaben, finanzieren?“ und „Machen unsere Arbeitgeber mit?“ Nach dem Go haben wir damit begonnen, einen Teil unseres Gehalts für die Zeit des Sabbaticals zu sparen, auch um daheim die Miete zu decken. Dann planten wir grob unsere Route durch Irland und suchten im Internet gute und günstige Unterkünfte. Für etwa 70 Prozent der Zeit hatten wir welche, den Rest wollten wir spontan unterwegs finden.
Was habt ihr während eures Sabbaticals gemacht?
Christin: Meine erste Sabbatical-Idee war es, einmal von Kolumbien bis nach Feuerland zu reisen – und genau das habe ich gemacht, mit Stationen in Brasilien, Ecuador, den Galapagos-Inseln, Peru, Bolivien und Argentinien. Da ich Wassersport liebe – auch Segeln – musste es auch noch eine längere Strecke mit dem Boot sein: unter anderem nach Panama, Mexiko und Guatemala. Ich habe auch großartige mehrtägige Wanderungen gemacht – obwohl ich vorher noch nie so lange gewandert war! Darunter waren der Lost City Trek im kolumbianischen Dschungel zur verlorenen Stadt, Vulkanwanderungen in Chile, Ecuador, Panama und Guatemala und eine mehrtägige Solowanderung in Patagonien. Ich habe viel geschwitzt, geflucht, mir Blasen gelaufen und bin an meine Grenzen gekommen, aber das war es definitiv wert. Ich war an Orten, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt.
Lost City Trek
Der Lost City Trek ist eine vier- bis fünftägige Wanderung durch die Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens. Sie kann nur mit einem Führer gemacht werden, der die Flüsse und Wege gut kennt. Ihr Ziel ist die mysteriöse „Verlorene Stadt“, eine präkolumbianische Ruinenstadt, die älter als Machu Picchu ist.
Bei meinem zweiten Sabbatical bin ich dann tatsächlich mit dem Fahrrad von Hamburg bis in die Türkei gefahren – insgesamt 3500 Kilometer in 92 Tagen! Los ging’s über den Elberadweg, nach Tschechien, dann Richtung Österreich, Slowenien, Kroatien, einmal die gesamte Küste entlang bis nach Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Albanien und dann landeinwärts Richtung Griechenland und Türkei. Für mich immer noch unfassbar, dass ich das gemacht und vor allem geschafft habe. Auch hier kam ich oft an meine Grenzen, aber als ich nach so vielen Tagen dann tatsächlich an der Hagia Sophia vorbeiradelte, war das ein unglaubliches Gefühl. Danach bin ich zur Belohnung in einen Tauchurlaub auf die Malediven geflogen. Dort bin ich mit Haien getaucht und habe bei der Gelegenheit an einer lokalen Tauchschule meine Tauchlehrerausbildung abgeschlossen.
Torsten: Als Softwareentwickler gibt es Tausende Dinge, die ich mir abseits der täglichen Aufgaben anschauen kann. Daher habe ich meinen Laptop mitgenommen und mich in meiner Sabbatzeit in eine neue Programmiersprache eingearbeitet. Unser anderes großes Projekt war fotografieren, dazu kauften wir uns zu unserer Spiegelreflexkamera noch eine Drohne. Für gute Fotolocations muss man auch schon mal ein bisschen Fußweg auf sich nehmen, so habe ich im Sabbatical das Wandern für mich entdeckt. Schließlich kann man zu Fuß oft die interessantesten Stellen erkunden, zum Beispiel Omey Island. Diese Insel in der Nähe von Clifden kannst du bei Ebbe nämlich zu Fuß erreichen.
Die Wow-Momente im Sabbatjahr
Christin: Eine meiner atemberaubendsten Wanderungen ging auf den Vulkan Acatenango in Guatemala. Man konnte kleine Eruptionen des Nachbarvulkans Fuego sehen und am Morgen den Sonnenaufgang, umgeben von Vulkanen. Fantastisch!
Meine Fernwanderung auf dem Annapurna Circuit in Nepal brachte mich an meine Grenzen. Auf dem Thorong La Pass ist man auf 5416 Metern. Sehr wenig Luft. Aber der Gipfel der Welt. Und ich mittendrin.
Meine Tauch-Highlights sind definitiv die Galapagos-Inseln. Das Gefühl, wenn eine Schule von Hammerhaien an dir vorbeischwimmt, ist unbeschreiblich. Auch die Cenoten in Mexiko sind wunderschön zum Tauchen und Schnorcheln und die Malediven sowieso. Mein sportliches Highlight ist natürlich die Fahrrad-Tour nach Istanbul.
Torsten: Meine Frau und ich sind Tierfreunde. Eines unserer Sabbatjahr-Highlights war, dass wir noch den Delfin Fungie kennenlernen durften. Er lebte bis 2020 vor der Küste von Dingle und hat 37 Jahre lang dort die Boote begrüßt. Auch die raue Küstenlandschaft selbst war dort sehr schön, hier wurden sogar Filmaufnahmen für Star Wars gemacht. Unser größtes Highlight der Sabbatical-Idee war aber die gemeinsame Zeit, die wir zusammen verbringen durften.
Tipps für ein erfolgreiches Sabbatjahr
Christin: Auf jeden Fall machen! Nicht nur davon träumen. Allein reisen, zumindest teilweise, ist gut für die persönliche Entwicklung. Und mutig sein. Dazu gehört auch der Mut, mal zu scheitern. Denn das passiert. Aber man trifft oft freundliche Menschen, die einem helfen. Gesunder Menschenverstand, Respekt, Mut und eine Portion Vertrauen gehören für mich zum Reisen.
Torsten: Auch mein bester Ratschlag ist: Mach es! Für uns war es eine absolut einmalige Erfahrung, mit der Umsetzung unserer Sabbatical-Ideen ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Davon abgesehen solltest du früh mit den ersten Überlegungen beginnen und wichtige Fragen klären: Hat dein Arbeitgeber ein Sabbatical-Modell oder kannst du Sonderurlaub nehmen? Willst oder musst du phasenweise arbeiten, um das Sabbatjahr zu finanzieren, oder nutzt du ein Ansparmodell? Kannst oder willst du deine Wohnung so lange untervermieten? Das sind eine Menge Fragen, aber deine gelungene Auszeit wird dich dafür belohnen!
Torstens Tipps fürs Sabbatical
- Frühzeitig planen: Sabbatical-Organisation benötigt Zeit
- Finanzen kalkulieren: Ausgaben unterwegs und Miete daheim müssen finanziert werden, plane auch einen Puffer für unerwartete Ereignisse ein
- Versicherung und Gesundheitsvorsorge: Auslandskrankenversicherung und Impfungen für dein Zielland planen
- Fortbewegung und Kommunikation: Wie willst du vor Ort unterwegs sein, bist du im Notfall erreichbar?
- Rückkehr planen: Auch wenn man vor der Reise nicht dran denken möchte: Überlege, wie du den Übergang zurück in Beruf und Alltag gestalten willst und halte die Sabbatical-Vereinbarungen mit deinem Arbeitgeber unbedingt fest.
Sabbatical von oben
Torsten hat seine Auszeit in Irland zum Wandern genutzt. Sogar durch die Lüfte, dank der Drohne, die seine Frau und er sich dafür gekauft haben. Flieg mit uns über Irlands grüne Landschaften und empfinde Torstens Begeisterung für dieses Land ein Stück weit nach.
Tipps und Tricks für die ideale Auszeit
Warm, wärmer: von Überwintern bis Workation
Ein Sabbatical-Jahr ist ein großer Schritt. Wer kein ganzes Jahr, sondern vielleicht nur eine Jahreszeit in die Ferne möchte, kann dem Winterwetter beim Überwintern in Portugal entfliehen. Und diejenigen, die zwar die Welt sehen, die Arbeit aber nicht liegenlassen möchten, können bei einer Workation im wahrsten Sinne des Wortes Arbeit mit Vergnügen verbinden.
Sabbatical von A bis Z
Christin und Torsten haben ihre Sabbatical-Ideen umgesetzt: Bevor auch deine Wünsche konkrete Formen annehmen können, brauchst du das Go deines Arbeitgebers. Denn ein Sabbatical ist eine geplante berufliche Auszeit, in der du dich beispielsweise erholen, weiterbilden oder wie die beiden auf Reisen gehen kannst.
Wer verbeamtet ist oder im öffentlichen Dienst arbeitet, kann sich freuen: Das Sabbatical ist hier mit einer Dauer von bis zu einem Jahr gesetzlich geregelt – je nach Bundesland können andere Regeln gelten. Alle anderen Arbeitnehmer müssen das Sabbatjahr bei ihrem Arbeitgeber – je nach Unternehmen entweder bei der Personalabteilung, dem Vorgesetzten oder bei der Geschäftsführung – beantragen. Denn es gibt keinen gesetzlichen Anspruch darauf. Alles danach ist eine individuelle Vereinbarung, deren Ergebnis unbedingt schriftlich in einem Vertrag festgehalten werden sollte. Wichtige Punkte, die ihr klären solltet, sind die Dauer des Sabbaticals, die Vergütung und die Art der Rückkehr nach dem Sabbatical-Jahr.
Die richtigen Argumente für den Sabbatjahr-Antrag finden
Damit deine Sabbatical-Ideen Realität werden können, bereite die Beantragung gut vor und sammele überzeugende Argumente. Wer sich zum Beispiel beruflich weiterbildet, bringt nach dem Sabbatical neues Wissen in die Firma; wer ausgiebig reist und sich erholt, startet mit neuer Energie und Motivation in den Job. Ein weiterer Tipp ist es, den richtigen Moment für das Gespräch mit den Zuständigen im Unternehmen zu finden. Eine stressige Projektphase etwa ist weniger geeignet als ein Zeitpunkt, an dem es gerade ruhiger ist.
Was kann man im Sabbatjahr machen?
Welche Formen von Sabbatical gibt es?
Wer hat Anspruch auf ein Sabbatjahr?
Mit dem Rad nach Istanbul, ein Abenteuer von Kolumbien bis Feuerland oder mit der Drohne und auf Wanderungen Irlands grüne Landschaften entdecken – so vielseitig kann es sein, sechs Monate oder ein Jahr Auszeit zu nehmen. Welche der Sabbatical-Ideen von Christin und Torsten hat es dir angetan? Wofür dein Herz auch schlägt, denk an ihren Rat – nicht nur träumen: Machen!
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