
Jimmy Kelly: „Mein ganzes Leben ist Reisen.“
Der selbsternannte Weltenbummler spricht im Interview über seine schönsten Reiseerinnerungen
Es gibt vermutlich nur wenige Menschen, die so viel herumgekommen sind wie Jimmy Kelly: Schon in frühester Kindheit reiste er mit der Kelly Family durch Europa, lebte mal in Paris, mal in Rom, mal in Irland und dann auf einem Hausboot in Köln. Heute hat der Vollblutmusiker, der ab März 2025 auf großer „Celebrate! Hits & Kelly-Feeling“-Tour in Deutschland unterwegs ist, zwar ein Haus – doch der Camper steht immer vollgetankt vor der Tür. Im Interview mit DERTOUR spricht Jimmy Kelly darüber, warum das Reisen in seiner DNA liegt und wieso er mal in Hollywood wegen eines ungeheuerlichen Verdachts im Gefängnis saß.
Hallo Jimmy, schön dass es mit dem Interview klappt. Unser Thema soll heute das Reisen sein.
Mit dem Thema Reisen kann ich was anfangen – ich bin eine reisende Person, schon seit ich ein Baby war.
Bist du immer noch gerne auf Reisen, nachdem dein ganzes frühes Leben daraus bestand? Oder ist es für dich heute schöner, irgendwo sesshaft zu sein und einen Ort zu haben, an dem du zu Hause bist?
Ich reise immer noch sehr gerne, ich bin ein unruhiger Geist. Vor der Haustür habe ich mein Wohnmobil stehen, und ich muss ehrlich sagen: Darin schlafe ich immer noch am besten. Ich habe ein schönes Haus, ich habe ein schönes Bett, aber im Wohnmobil fühle ich mich am wohlsten. Wir reisen auch gerne als Familie mit dem Camper. Vor ein paar Jahren haben wir einfach die Kinder aus der Schule rausgenommen und sind dann zweieinhalb Jahre mit dem Wohnmobil durch Europa gereist. So bin ich aufgewachsen – mein ganzes Leben ist Reisen. Manchmal denke ich, dass ich schon gerne sesshaft werden würde. Aber nach ein paar Jahren werde ich unruhig, dann muss ich weiter… ist komisch.

Jimmy Kelly – ein Leben im Zeichen der Family
Schon als Kind trat der 1971 geborene Jimmy Kelly mit seiner Familie als Straßenmusiker in ganz Europa auf. In den 1990er-Jahren feiert die Kelly Family dann mit dem Album „Over the Hump“ und Songs wie „An Angel“ und „Why Why Why“ ihren kommerziellen Durchbruch. Nach der Bandpause kurz vor der Jahrtausendwende schlug Jimmy seinen eigenen Weg ein, tourte als Straßenmusiker durch die Lande und veröffentlichte Soloalben mit einer musikalischen Mischung aus Folk, Rock und irischen Einflüssen. Heute ist er sowohl mit der Kelly Family als auch als Jimmy Kelly & The Streetorchestra aktiv.
Es hätte ja auch sein können, dass du nach dem Reisen in deiner Kindheit und Jugend jetzt das totale Gegenteil anstrebst und überhaupt nicht mehr unterwegs sein magst.
Ich habe tatsächlich eine Zeit lang gedacht, dass ich nicht mehr reisen will. Aber nach drei Jahren oder so habe ich dann immer zu meiner Frau gesagt: „Ich halt das nicht mehr aus. Wir kaufen jetzt ein Wohnmobil und ziehen los!“ Aber ich bin ja auch durch meinen Beruf viel unterwegs. Wenn man das schon so lange gemacht hat, kriegt man das nicht mehr raus. Ich finde es aber auch wichtig zu reisen. Gerade heute, in einer Zeit, in der wir die Welt sehr viel durch das Internet beobachten.
Du meinst, dass die Eindrücke aus dem Internet nicht unbedingt der Realität entsprechen?
Ja. Wir denken, dass wir eine Ahnung haben… wie es zum Beispiel in Amerika ist. Das dachte ich auch. Ich bin gerade für eine Woche in den USA gewesen, weil meine 16-jährige Tochter dort ein Schüler-Austauschjahr macht. Ich habe sie dorthin gebracht, zu einer Familie in Kentucky. Ich war seit 10 oder 15 Jahren nicht mehr in Amerika und obwohl ich wirklich schon einige Male dort gewesen bin, hatte ich mir ein falsches Bild davon gemacht – wegen der Sachen, die man im Fernsehen oder in Filmen sieht. Und ich muss sagen, ich war positiv überrascht, wie freundlich die Leute doch sind. Gerade in Kentucky, das Landleben dort ist so gelassen und schön.
Es ist also wichtig, dass man sich immer selbst ein Bild macht?
Ja, ich glaube, wir müssen uns einfach wieder aus unserem Haus raustrauen. Um zu merken, dass die Leute da draußen auch einfach nur Menschen sind. Durch Social Media bekommen wir meist nur editiertes Leben. Aber die wahre Schönheit liegt ja oft im normalen Alltag – Montag, Dienstag, Mittwoch. Ich war wirklich verblüfft, wie freundlich die Menschen dort waren: Wenn du einfach nur einen Kaffee möchtest, kommt einer und sagt „Good morning! How you doing?“ Der fängt ein kleines Gespräch an, und ich dachte mir: Ja, das habe ich vermisst. Lange ist es her, dass ich in Deutschland einen Kaffee getrunken habe und mich die Bedienung gefragt hat, wie es mir geht, und wir dann einfach ein wenig über dummes Zeug wie das Wetter geredet haben.
Etwas Ähnliches hat uns kürzlich auch Wincent Weiss im Interview berichtet. Oft sind es die Kleinigkeiten.
Das ist befreiend, weißt du? Für einen selbst. Damit man ein bisschen begreift, dass die Welt nicht so gefährlich ist, wie wir uns das im Moment ausmalen. Da wo Menschen sind, ist auch Liebe. Da sind auch Träume. Abgesehen davon ist auch die Natur in den USA beeindruckend: Wie wahnsinnig schön diese Berge dort sind! Ich war im Indian Summer dort, die Blätter waren noch nicht runtergefallen … die waren rot, orange, gelb … unfassbar schön. Die Familie, in der meine Tochter jetzt ist, die haben eine Farm mit allen möglichen Tieren, Pferde und so weiter. Und der Nachbar hat ein kleines Flugzeug, mit dem er da durch die Gegend fliegt. Ich dachte, ich bin im Film hier (*lacht*). Ich weiß nicht … ich finde, die Freiheit des Reisens dürfen wir uns nicht wegnehmen. Dass wir reisen können, ist ein großer Luxus, den wir in diesem Jahrhundert haben. Das konnten die Menschen früher nicht einfach so, vor 100 oder 200 Jahren. Das war nicht selbstverständlich.
Einige können es heute noch nicht.
Genau so ist es – es gibt viele Leute, die es immer noch nicht machen können. Aber wir haben diesen Luxus und können es wahrnehmen … das ist eine Bereicherung für einen selbst.
Jimmy Kelly auf Irland-Tour im Musikvideo zu „Amelia“
Du bist in Spanien geboren, hast dann mal länger, mal kürzer in Städten wie Paris oder Rom und auch in Irland gelebt. Das sind ja schon sehr unterschiedliche Kulturen, gerade wenn man Deutschland noch mit dazu nimmt. Welche davon hatte den größten Einfluss auf dich?
Spanien hatte auf jeden Fall einen großen Einfluss, weil ich dort geboren bin und die ersten sieben Jahre meines Lebens gelebt habe. Das hat mich natürlich sehr stark geprägt. Ich muss aber auch sagen, dass ich im Geiste irisch bin – ich habe zwar nur fünf oder sechs Jahre in Irland gelebt, aber vom Spirit her fühle ich mich dort am meisten zu Hause. Generell fühle ich mich aber ein bisschen wie ein Weltenbummler. Ich bin zum Beispiel gerade mit meiner Truppe unterwegs und wir singen Lieder, mit denen ich aufgewachsen bin. Das Programm, das ich auf der Bühne mache, ist mein Leben. Ich singe dort auch ein Chanson – und ich kann das so rüberbringen, dass ich mich nicht wie ein Fake fühle. Ich habe genug mitbekommen und miterlebt, dass ich sogar meine, ich wäre ein Stück französisch.
Du bist also im wahrsten Sinne des Wortes multikulturell?
Ja, Teile meiner Identität sind ein Stück deutsch, ein Stück italienisch und so weiter. Wir haben das Glück gehabt, dass mein Vater ein „verrückter“ Amerikaner in Europa war, der auch eine große Liebe für alte Kultur hatte. Wir durften den größten Teil unseres Lebens keinen Rock oder Folkmusik hören – wir mussten die Musik lernen, die im Land traditionell war. Das war unsere eigentliche Erziehung. Und auf der Straße lernst du die Menschen dann natürlich direkt kennen. Ich kann sagen, dass ich durch diese Reisen überall ein Stück zu Hause bin. Aber am meisten ist es doch Irland.

Was waren deine schönsten Urlaube und wo hast du zuletzt Urlaub gemacht?
Also früher haben wir keinen Urlaub gemacht, unser ganzer Lebensstil war eine Mischung aus Urlaub und Arbeit. Jetzt machen wir Urlaub wegen der Kinder, weil die zur Schule gehen und wir uns an den Ferienzeiten orientieren. Im letzten Sommer waren wir in Kroatien, sechs Wochen lang an der Küste. Da sind wir dann ganz klassisch mit dem Wohnmobil von Campingplatz zu Campingplatz gefahren oder haben auch mal wild gecampt. Wir haben dort aber auch viele Freunde, also reine Touris waren wir dann auch nicht. Letztes Jahr im Herbst sind wir nach Portugal gegangen, weil ich auch dort Freunde habe und wir eingeladen wurden. Da waren wir zwei Wochen lang und sind jeden Tag am Strand surfen gegangen.
Brauchst du die Action?
Urlaub muss für mich abenteuerlich sein, ich muss irgendwas machen, kann da nicht einfach nur sitzen. Meine Frau mag das gerne – am Strand sitzen und vielleicht ein Buch lesen. Aber ich werde da nach drei Stunden nervös (*lacht*). Dann geh ich rum und guck mir die Umgebung an und erforsche kulturell ein bisschen die Gegend. Für mich ist es auch wichtig, dass ich die Menschen des Landes kennenlerne.
Was war das schönste Land, das du bereist hast?
Das ist eine schwierige Frage. Ich weiß nicht, welches das schönste Land ist. Aber es gibt schon Länder, wo ich überrascht worden bin und gedacht habe „das hätte ich nie gedacht!“. Zum Beispiel Afrika: Als ich in Togo war, habe ich gestaunt, wie viel Musik, Tanz und Freude es dort gibt. Und wie menschlich die Leute sind. Und dann gibt es Länder wie China, wo ich mich wirklich drauf gefreut hatte, da ich schon immer ein China-Fan war. Ich hatte so eine romantische Idee von China. Und als wir dann da waren, habe ich einen Schreck bekommen – ich hatte Angst, weil dort so viele Menschen waren. Vielleicht war mir das einfach zu fremd.
Bisschen länger hair: Jimmy Kelly mit der Kelly Family
Hast du noch andere Länder in Asien bereist?
Ja. Unsere Reise im Himalaya hat mich total begeistert, das ist für mich eine der schönsten Ecken der Welt. Das hat tatsächlich dieses Klischeebild vom Himalaya getroffen – diese Klöster dort oben, wie die Menschen dort leben … da war ich sehr positiv überrascht, wie schön das dort ist. Aber ich kann nicht sagen, welches Land mein Lieblingsland ist. Ich glaube, jedes Land hat irgendwas zu bieten, was das andere Land nicht zu bieten hat. Ich sag mal so: Wenn ich jetzt in Afrika bin, sind die Leute dort extrem menschlich und da tobt einfach das Leben. Aber wenn du dann zurück nach Deutschland kommst, merkst du: „Oh ja, hier ist alles in Ordnung!“ (*lacht*). Du kannst dich noch darauf verlassen, dass ein Termin stattfindet. Du kannst hier dein Leben organisieren und so weiter. Es hat Vor- und Nachteile, aber für mich fehlt hier in Deutschland ein bisschen das Spontane und Lebendige.
Bei all den Ländern hast du sicherlich schon irrsinnig viele Stories erlebt. Was war denn so das Krasseste oder Verrückteste, das du je auf Reisen erlebt hast?
Es gibt so manches – ich denke aber gerade an diese Geschichte: Ich bin mal in den 90er-Jahren in Hollywood von der CIA festgenommen worden, weil die dachten, dass ich Präsident Clinton ermorden wollte. Da wurde ich für einen Tag festgenommen und dann von CIA, FBI und Polizei verhört (*lacht*). Das ist die kurze Version.
Und was ist die lange Version?
Ich bin damals nach Amerika geflogen, weil ich die Tapes für einen Filmsong abgeben musste, den wir gemacht hatten. In den Filmstudios durfte ich dann einige Leute kennenlernen. Der Zufall wollte es, dass Präsident Clinton an dem Tag in einem der Studios eine Rede halten sollte. Als ich da rumlief und mir einige Locations ansah, haben manche Securities nicht verstanden, wer ich war, und dann wurde ich festgenommen. Die haben dann sehr schnell FBI und CIA gerufen und mich in einen Keller runtergebracht und verhört. Dann wurde ich in Hollywood ins Gefängnis gebracht und festgehalten, bis der Präsident weg war. Ich habe versucht zu erklären, wer ich bin, aber die Ansprechpartner, die für mich zuständig waren, waren gerade nicht bei mir. Aber auf jeden Fall ist es gut geendet – der CIA-Typ hat sich am Ende bei mir entschuldigt und bedankt, dass ich kooperiert habe. Während er mein Hotelzimmer untersucht hat, hat er gesehen, dass ich einen Backstage-Pass für Bruce Springsteen hatte. Er war ein großer Springsteen-Fan und hat mich gefragt: „Kennst du ihn?!“, „Na ja, ein bisschen“, hab ich gesagt und dann war er so: „Entschuldigung, Entschuldigung!“. Dann hat er mir seine Karte gegeben und meinte „Wenn du mal ein Problem hast hier in Amerika, kannst du mich gleich anrufen.“.
Da sieht man es mal wieder: Es ist immer gut, den Boss zu kennen. Vielen Dank für das Interview, Jimmy Kelly! Und viel Spaß auf deiner Tour...
Interview: Ben Foitzik
Jimmy Kelly & The Streetorchestra
07.03.2025 – Bremen, Die Glocke
08.03.2025 – Dresden, Alter Schlachthof
09.03.2025 – Magdeburg, AMO Kultur- und Kongresshaus
15.03.2025 – Stuttgart, Theaterhaus
16.03.3025 – Mannheim, Rosengarten
21.03.2025 – Weimar, Congress Centrum Weimarhalle
22.03.2025 – Trier, Europahalle
26.03.2025 – Dortmund, Konzerthaus
11.04.2025 – Wuppertal, Historische Stadthalle Wuppertal
12.04.2025 – Offenbach, Capitol
02.05.2025 – Lübeck, Musik- und Kongresshalle
03.05.2025 – Leipzig, Haus Auensee
04.05.2025 – München, Circus Krone Bau
30.05.2025 – Hannover, Theater am Aegi
31.05.2025 – Berlin, Columbiahalle
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