Seychellen: Schildkröten hautnah erleben

Die Chancen auf eine Begegnung mit einer Seychellen-Schildkröte stehen auf La Digue besonders gut. Die Insel beheimatet rund 50 freilebende Exemplare. Wo du auch gehst und stehst: In der Regel musst du nicht lange suchen, bis du in die neugierigen Augen der zahmen Geschöpfe blickst. So zum Beispiel an den Puderzuckerstränden Anse Severe und Anse Banane, wo die Giganten mit stoischer Gelassenheit durch den Sand streifen, um ihre Hälse nach Blättern und Gräsern zu recken. Eine einzigartige Begegnung mit den Riesen vor dieser Traumkulisse – am besten hältst du die Kamera direkt griffbereit. Aber auch abseits der Strände musst du immer damit rechnen, dass es sich eine Riesenschildkröte auf der Straße oder einem Wanderweg gemütlich macht. Angst vor einer Begegnung musst du allerdings keine haben: Die dort lebenden Schildkröten sind zahm und an Menschen gewöhnt.

Das Eiland steht unter Naturschutz und wird nicht ohne Grund Schildkröten-Insel genannt. Curieuse ist die Heimat von rund 200 freilebenden Seychellen-Riesenschildkröten, die zu Arterhaltungszwecken in der Giant Tortoise Farm – einem riesigen Schutzgebiet – angesiedelt sind. Um dorthin zu gelangen, lässt du dich am besten am Strand Anse St. Jose absetzen und nimmst den hügeligen Wanderpfad durch den Mangrovenwald, der dir zahlreiche Aussichtspunkte und Fotospots bietet. Nachdem du auf deiner Tour Geckos, Krabben und den ersten Riesenschildkröten begegnet bist, erreichst du auch schon die große Farm, die streng genommen keine ist. Denn die sanften Riesen leben hier völlig frei. Unter Aufsicht der Ranger darfst du die Tiere kennenlernen, mit ihnen interagieren und sie sogar mit Blättern füttern. Richtig interessant wird es, wenn die Ranger spannende Fakten zu Verhalten und Lebensweise ihrer Schützlinge mit dir teilen. Auch das Jungtierareal solltest du dir nicht entgehen lassen. Geschützt vor Sonne und Fressfeinden wachsen hier kleine Baby-Riesenschildkröten heran.

Für Besucher ist Curieuse Island täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Den Eintritt von etwa 13 Euro bezahlst du nach Ankunft in einem kleinen Kiosk unweit des Hauptstrands.

Als Nächstes tauschen wir Wanderschuhe gegen Schnorchel und gehen auf Tauchstation: Denn vor den Seychellen stehen die Chancen besonders gut, um mit Meeresschildkröten zu schwimmen. Per Boot geht es mit einem der vielen Anbieter von der Insel Mahé zum Schnorchelausflug in den Baie Ternay Marine Nationalpark. Die dortigen Spots eignen sich übrigens auch für Ungeübte, da das Riff des Parks bereits in geringer Tiefe beginnt. Mit ein bisschen Glück schweben zwischen Korallengärten und Seegraswiesen Meeresschildkröten an dir vorbei. Wenn du schon etwas mehr Erfahrung hast, lohnt es sich, etwas weiter raus zu schwimmen. Dort, wo das Riff auf etwa 16 Meter abfällt, begegnest du auch grünen Meeresschildkröten und Hawksbill-Schildkröten. Auch wenn die Tiere teilweise recht zutraulich sind, solltest du sie nicht anfassen. Nähere dich ihnen immer von der Seite, sodass sie geradewegs wegschwimmen können.

Von Oktober bis März ereignet sich auf der Insel Mahé ein bewegendes Naturschauspiel. Dann verlassen die weiblichen Meeresschildkröten das Wasser, um im Sandstrand ihre Eier einzugraben. Zu welcher Tageszeit die Eiablage stattfindet, hängt dabei von der Schildkrötenart ab: Die sogenannte Echte Karettschildkröte präferiert den Tag, während die Grüne Meeresschildkröte nachts den Strand aufsucht. Ein Weibchen legt bis zu 100 Eier ab, die in den folgenden zwei Monaten vom Sonnenlicht ausgebrütet werden. Fun Fact: Die Wärme der Sonne entscheidet über das Geschlecht der Tiere. Bei etwa 30 Grad und mehr wird es ein Weibchen, liegt die Temperatur darunter, schlüpft ein Männchen aus dem Ei. So oder so: Wenn du dir diese besondere Begegnung nicht entgehen lassen willst, musst du dich nachts zum Strand aufmachen. Geschlüpft wird in der Regel nämlich bei Vollmond. Denn dann sind die kleinen Seychellen-Schildkröten sicher vor der stechenden Sonne und Fressfeinden wie Vögel. Die Chancen, dabei zu sein, stehen im Süden der Insel besonders gut: Die Strände Anse Intendance und Anse Forbans zählen zu den größten Brutrevieren der Hauptinsel.

Der Besuch vieler Schutzgebiete setzt eine geführte Wanderung und/oder die Abgabe einer Eintrittsgebühr voraus. Damit sollen Besucher für den Schutz der Seychellen-Schildkröten und letztendlich für den Erhalt ihres Lebensraums sensibilisiert werden. Wer sich aktiv für die Tiere einsetzen möchte und einen längeren Aufenthalt plant, findet einige Freiwilligen-Projekte, die sich den vom Aussterben bedrohten Tiere mit Renaturierungsmaßnahmen und dem Erfassen der Population widmen. Aber auch schon respektvolles Verhalten hilft dabei, die Tiere in ihrem Lebensraum zu schützen – so zum Beispiel bei der Eiablage.

Folgende Regeln solltest du dabei beachten:

• Verhalte dich ruhig und halte einen Abstand von mindestens 3 Metern. Andernfalls könnte die Schildkröte erschreckt werden und sich ins Meer zurückziehen.
• Du möchtest das Ereignis festhalten? Dann verzichte bitte auf Blitzlicht. Meeresschildkröten orientieren sich nämlich am natürlichen Licht und könnten durch künstliche Lichtquellen irritiert werden.
• Bewege dich langsam und außerhalb des Blickfelds der Schildkröte.
• Die Eiablage ist anstrengend für das Weibchen. Sie wird sich danach erschöpft zurück ins Meer begeben, das ihr einen sicheren Raum gibt. Versperre ihr also nicht den Weg.
• Solltest du bei einem Strandspaziergang auf eine neue Nestgrube stoßen: Melde sie bei deinem Hotel, damit das Gebiet umgehend erfasst und markiert werden kann.