Geisterstadt Kolmanskop: wenn Hoffnungen versanden

Der Name des Ortes Kolmanskop, auch Kolmanskuppe genannt, lässt gleich den deutschen Ursprung erahnen. Tatsächlich wurde Kolmanskop von deutschen Siedlern gegründet, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die damalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika kamen, um in der Namib-Wüste ihr Glück bei der Suche nach Diamanten auf die Probe zu stellen. Den ersten Fund machte im Jahr 1908 ein Eisenbahnarbeiter: Er war von seinem Vorgesetzten August Stauch dazu angehalten worden, während der Arbeit an den Bahnschienen nach besonderen Steinen Ausschau zu halten. Was folgte, war ein Diamantenrausch, der etwas mehr als zwei Jahrzehnte anhielt und seinen Höhepunkt kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs erreichte.

Zu jener Zeit stammten mehr als 20 Prozent der weltweiten Diamantenproduktion aus Kolmanskop. In den ersten fünf Jahren nach dem ersten Fund wurden in den Minen von Kolmanskop Diamanten im Wert von fünf Millionen Karat gefördert. Als die Vorkommen erschöpft waren, wurde der Diamantenabbau Anfang der 1930er-Jahre eingestellt.

Mit den letzten kostbaren Steinen verließen nach und nach auch die Bewohner die Stadt – die letzten Einwohner zogen in den 1950er-Jahren weg aus Kolmanskop. Jahrzehnte der Plünderung und des Verfalls folgten. Sandstürme verwandelten die leerstehenden Häuser in riesige Sandkästen. Lange lag die verlassene Siedlung im Dornröschenschlaf, bis sich der Ort aufgrund seiner einzigartigen Atmosphäre zu einem touristischen Namibia-Highlight entwickelte. Als Besucher kannst du die Wüstenstadt heute wahlweise im Rahmen einer geführten Tour oder im Alleingang entdecken.

Ist es nicht faszinierend, wozu Menschen in der Lage sind, wenn das große Geld winkt? Etwa, eine Kleinstadt mitten in der Wüste zu erschaffen – Sandstürmen, immenser Hitze und fehlendem Wasservorkommen zum Trotz? Kolmanskop in Namibia ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie binnen weniger Jahre eine geschäftige Siedlung buchstäblich aus dem Sand gestampft wurde – florierend, wohlhabend und geradezu luxuriös für ihre Zeit.

Während des Diamantenbooms lebten mehrere tausend Einwohner in der Stadt. Neben einer guten Infrastruktur bot Kolmanskop auch zahlreiche Annehmlichkeiten: Es gab eine Schule, ein Theater, ein Schwimmbad, ein Kasino und eine Kegelbahn. Die örtliche Eisfabrik lieferte den Bewohnern kostenfrei Eis und Getränke; reiche Einwohner lebten in schicken Villen mit großzügig angelegten Gärten. Das Krankenhaus von Kolmanskop nannte die erste Röntgenstation Afrikas sein Eigen. Geröntgt wurde dort übrigens nicht nur für medizinische Zwecke, sondern vor allem, um entwendete Diamanten in Kleidung oder Körpern ausfindig zu machen. Als die Diamantenvorkommen nach einigen Jahren intensiven Abbaus erschöpft waren, überließ man die Siedlung sich selbst, beziehungsweise der Wüste.

In den 1990er-Jahren kehrte in Kolmanskop in Namibia neues Leben ein: Der Nachbarort Lüderitz erlebte einen Aufschwung und die touristische Bedeutung der verlassenen Siedlung wuchs. Um noch mehr Besucher anzulocken, wurden zahlreiche Gebäude in Kolmanskop restauriert, unter anderem das alte Kasino mit Ballsaal, die Eisfabrik, eine ehemalige Schlachterei, ein Gemischtwarenladen und die Turnhalle mit historischen Turngeräten.

In insgesamt 20 wieder instand gesetzten Gebäuden gewinnen Besucher heute einen Eindruck vom früheren Leben in Kolmanskop. Ein kleines Museum gewährt spannende Einblicke in den Alltag in der einstigen Diamantenstadt. Auch die spektakulärsten Schmuggelversuche werden hier thematisiert.

Um den besonderen Charme von Kolmanskop zu entdecken, hast du zwei Möglichkeiten: Nimm an einer Führung teil oder erkunde die Siedlung eigenständig. Wer sich vor Ort frei bewegen möchte, benötigt lediglich eine kostenpflichtige Fotoerlaubnis. Damit kannst du in Ruhe durch die Gebäude streifen, die Atmosphäre spüren und eindrucksvolle Fotomotive finden.

• Führungen werden zweimal pro Tag, an Sonn- und Feiertagen nur einmal täglich, auf Deutsch oder Englisch angeboten.
• Beginn ist jeweils um 09:30 oder 11:00 Uhr; an Sonn- und Feiertagen um 10:00 Uhr.
• Der Preis für die geführte Tour durch Kolmanskop liegt bei etwa 8 Euro für Erwachsene; Kinder zahlen umgerechnet etwa 3 Euro (Stand 12/2023).
• Für die Teilnahme an der Führung solltest du eine knappe Stunde einplanen.

Nach der Führung lädt ein Café, das im einstigen Kasino-Gebäude untergebracht ist, zu einer Stärkung in der ehemaligen Champagner-Bar ein, zu der früher nur Damen Zutritt hatten. Im selben Gebäude findest du auch das Museum und direkt gegenüber einen Souvenirshop. Dort kannst du traditionelle Mitbringsel aus Namibia und sogar ungefasste Diamanten erwerben – eine ganz besondere Erinnerung an deinen Urlaub in Afrika!